Hochtour (Blüemlisalp - Ueberschreitung)
Tourenleiter:
Beat Frei Herisau
Teilnehmer: 4
Urs Seiler Winterthur, Stefan Signer, Marlis Frei, Beat Frei (alle Herisau).
Datum:
Montag-Mittwoch, 4.–6. Juli 2011
Wetter:
schön
Bericht:
Hochtour mittel-schwer
Etwa eine Woche vor dem Durchführungsdatum war im Internet ein Bericht über diese Tour veröffentlicht. Dabei wurden vor allem die momentan optimalen Verhältnisse herausgestrichen. Auf Grund dieser Meldung entschloss ich mich bei sicheren Wetterverhältnissen, diesen Klassiker zu versuchen.
Nach einer interessanten, eindrücklichen Postautofahrt von Reichenbach zur Griesalp starten wir den langen Hüttenaufstieg von 1360 Hm zur Blüemlisalphütte. Schon nach einer Wanderzeit von 30 Minuten sieht man am Horizont unser Tagesziel. Wir erreichen die Hütte (2834m) nach 4 Std Aufstieg. Während wir vor der Hütte sitzen, wird spätestens jetzt allen bewusst, was für eine beeindruckende Gratwanderung uns morgen bevorsteht.
Tagwache ist zwar „erst“ um 3 Uhr, aber schon um 2.30 Uhr ist es mit der Ruhe und dem Schlafen vorbei. Viele Gipfelaspiranten (Bergführergäste?) machen sich frühzeitig bereit. Wir starten kurz vor 4 Uhr, aber um diese Zeit sind bereits alle anderen Seilschaften unterwegs. Der Firnschnee ist knapp gefroren, die Spalten-Uebergänge tragen noch und so kommen alle sehr vorwärts.
Die Aufstiegsroute zum Morgenhorn folgt dem NW-Grat. Kurz vor dem Gipfel hat es eine mindestens 45 Grad steile Passage. Unsere beiden Seilschaften (Stefan – Urs / Beat – Marlis) fühlen sich so sicher, dass wir auf Eisschrauben-Sicherung verzichten können. Mit den ersten Sonnenstrahlen erreichen wir kurz vor 7 Uhr das Morgenhorn 3627m. Die Verhältnisse sind wirklich optimal und darum gibt es auch keine Diskussion, ob wir unser Tourenziel wirklich versuchen sollen. In etwa 3 Stunden passieren wir den Gipfel Wyssi Frau 3650m zum Blüemlisalphorn 3663m. Der Grat ist etwa zwei Kilometer lang, mehrheitlich auf Firnschnee mit einigen kurzen Kletterpassagen (3. Grad) dazwischen. Man bewegt sich meistens auf der Gratschneide, sowohl auf der Süd- als auch auf der Nordseite geht es nahezu senkrecht mindestens 800 Höhenmeter hinunter. Vereinzelt hat es Stellen, wo der Grat so schmal ist, dass man den Pickel nicht mehr benützen kann. Während dem Marschieren haben wir bewusst nicht aufgeschaut, sondern uns nur auf den nächsten Schritt konzentriert.
Während den kurzen Pausen:
Ein Blick zurück über den absolvierten Grat und was noch vor uns steht, es ist beeindruckend. Am Morgen hatte es noch einige Wolken, aber gegen 9 Uhr verwöhnt uns der blaue Himmel mit einer ausgezeichneten Fernsicht in alle Richtungen von den Walliser Gipfeln bis ins Berner Mittelland. Das Blüemlisalphorn erreichen wir um 10 Uhr. Der „horizontale“ Grat ist geschafft, es folgt noch der steile Abstieg (40-45 Grad) zum Rothornsattel. Zwischen den Beinen sieht man weit unten den Oeschinensee. In der längeren Felspassage ziehen wir die Steigeisen ab und können damit etwas sicherer Klettern, zudem hat es zahlreiche Eisenstangen als Sicherungsmöglichkeit. Kurz nach dem steilen Rothornsattel haben wir alle Schwierigkeiten gemeistert. Einzig in der Spaltenzone auf dem Blüemlisalpgletscher ist noch einmal Vorsicht nötig, denn die Schneebrücken sind um die Mittagszeit nicht mehr tragend. Um 14 Uhr erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt, wo wir beim Material sortieren und trocknen immer wieder stolz unsere absolvierte Route fast in ganzer Länge bestaunen können.
Am nächsten Morgen folgt der lange Abstieg (1620 Hm) am Oeschinensee vorbei nach Kandersteg.
Diese Tour war sicher eine der schwierigsten Hochtouren der letzten Jahre. Gemäss Führerbuch mit ZS+ bewertet mit vielen Stellen von 40-45 Grad Steilheit, was meiner Meinung nach für eine EWF-Klubtour ziemlich die obere vertretbare Schwierigkeit sein dürfte. Gratulation an alle Teilnehmer und besten Dank an Stefan Signer der bereit war, die zweite Seilschafts-Führung zu übernehmen. Mit der anfänglich beabsichtigten 4-er Seilschaft hätten wir vermutlich mehrere Stunden länger gebraucht.
Wir haben die gute Gelegenheit gepackt und konnten von optimalen Verhältnissen profitieren. Auf der Blüemlisalphütte ist man sehr gut aufgehoben und der Hüttenwart hat uns am Vorabend sehr gute Auskünfte erteilt.
Technische Angaben:
Aufstieg Griesalp – Blüemlisalp
4 Std. / 1360 Hm
Ueberschreitung Blüemlisalp
10 Std. / +/- 1170 Hm
Abstieg Kandersteg
4 Std. / 1620 Hm
Der Tourenleiter:
Beat Frei Herisau
Fotos:
Urs Seiler Winterthur
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