Bonfol Km 0
Tourenleiter:
Rolf Vogt, Erde
Teilnehmer: 7
Datum:
Freitag, 21. September 2018
Wetter:
Heiss, zunehmend bedeckt, windig
Bericht:
Wanderung T1
Wanderroute:
Bonfol – ehemalige Chemie Deponie – Trasse ehemalige Bahn Bonfol-Pfetterhouse (Grenze) – Bannholz – Blockhaus (Villa Agathe) - Pt. 404 (Largbrücke) – parallel zur Larg – Kilometer 0 (Grenzstein 111) – Prés du Largin – Punkte 473 / 471 – Etang du Milieu – Bonfol
Wanderkarte
Ich traf die Gruppe in Delémont in der S3 nach Porrentruy und konnte sie mit frischen Feigen aus dem Garten überraschen. Nach glattem Anschluss im Hauptort der Ajoie führte uns die normalspurige Linie der CJ in die abgelegene Gegend von Bonfol, zu Deutsch Pumpfel. Trotz eher knapper Zeit genehmigten wir uns den Startkaffee im allein übrig gebliebenen Restaurant, dem Grütli, damit sie für unseren Schlusstrunk extra öffneten. In der Westschweiz wird die Rütliwiese übrigens als Grütli bezeichnet, in der Deutschschweiz war dies bis vor 100 Jahren ebenfalls üblich.
Im ehemaligen Schulhaus zeigt das Töpfereimuseum die vielseitige Geschichte der Töpferei in Bonfol von der Heimarbeit bis zur industriellen Produktion. Heute ist noch ein Atelier übrig geblieben. Bald hatten wir den Dorfrand und die ehemalige Bahnlinie nach dem französischen Pfetterhouse erreicht: 1901 eröffnet, 1943 wegen eines eingestürzten Tunnels bei St. Ursanne einzige Bahnzufahrt in die Ajoie via Basel – Elsass, 1946 Personenverkehr und 1970 Güterverkehr eingestellt. Die 1961 begonnene Deponie des hochgiftigen Sondermülls der Basler Chemie überdeckte einen Abschnitt der abgebrochenen Linie. Für den Abtransport des Mülls zur Sanierung der Deponie wurde 2008 das Industriegleis um 800m verlängert. Diese dauerte von 2010 – 2016. Um die Gefahr für Arbeiter und Natur zu minimieren wurde eine luftdichte Halle erstellt und darin mit Robotern gearbeitet. Die Halle ist bis auf eine Mauer (als Mahnmal?) abgebaut und das Gelände weitgehend wiederverfüllt.
Während wir von einem erhöhten Punkt aus das Gelände der Deponie einsehen konnten, ist von der Ostseite her der Zugang noch durch riesige Tafeln verboten! Anschliessend folgten wir der alten Bahnstrecke und überschritten die grüne Grenze. Jetzt galt unser Interesse dem Km 0, im 1. Weltkrieg südlicher Ausgangspunkt der Front zwischen Frankreich und Deutschland beim Grenzstein 111 am schweizerischen Zipfel von Largin. Der schweizerische Beobachtungsposten war in Höhrnähe der gegnerischen Stellungen! Seit wenigen Jahren erleichtert ein Lehrpfad den Zugang zu verschiedenen Stellungen. Wir begannen mit der französischen "Villa Agathe", einer betonierten Maschinengewehr-Stellung, kamen auf kleinen Wegen an zwei privaten Fischweihern vorbei bevor wir die Larg auf der D24 überquerten. Eine vorgeschobene deutsche Stellung zur Überwachung der Brücke wurde wieder in Stand gestellt. Weiter zurück liegen abseits des Weges betonierte Stellungen, welche wir aber nicht besuchten. Beim Zipfel von Largin hat die Schweizer Armee einen Steg zur Überquerung der Larg gebaut und den Beobachtungsposten wieder originalgetreu erstellt. Wie mögen sich die Schweizer Soldaten in dieser Abgeschiedenheit gefühlt haben, denn französisch-deutsche Artilleriegefechte sollen fast täglich einen Toten gefordert haben? Schweizer Opfer gab es hier in den vier Jahren keine zu beklagen.
Der mit einer Blache überdeckte Picknickplatz lud zum Mittagessen ein. Um den Schlusstrunk nicht zu gefährden machten wir allerdings nur eine kurze Pause. Auch auf dem Rückweg waren wir meistens im Wald, der uns vor dem zügigen Wind schützte. Kurz vor Bonfol erreichten wir die malerischen "Etangs de Bonfol": Sechs Weiher laden zur Erholung ein. Nach einem kurzen Stück der Hauptstrasse entlang wurden wir beim Bahnhof mit einigen Regentropfen begrüsst, bevor wir kurz darauf das Restaurant erreichten wo wir die abwechslungsreiche Wanderung bei Gerstensaft abschlossen.
Statistik:
3h 45', +/-160m
Der Tourenleiter:
Rolf Vogt, Erde
Fotos:
Kurt Rüegg, Winterthur
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Bei der Villa Agathe
Interesse für den Lehrpfad
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